Ich gestehe mir ein, dass ich in meinem Leben sehr oft unehrlich gewesen bin. Ich glaube, dass es niemanden auf der Welt gibt, der in seinem Leben immer ehrlich war. Wir haben Unehrlichkeit ja quasi wie das ein mal eins erlebt und gelernt. Doch Unehrlichkeit hat viele Gesichter. Als ich begann den Wert der Ehrlichkeit für mich an vorderster Stelle zu reihen, wurde mir bewusst wie unvermögend ich war und bin, immer aufrichtig und ehrlich, insbesondere zu den mir nahestehenden Menschen zu sein. Außerdem hat aus meiner Erfahrung eine offene und aufrichtige Haltung z.B. gegenüber Behörden, dem Chef, oder Kunden mitunter persönliche und wirtschaftliche Nachteile. Ist es doch auch ehr eine geschätzte und geachtete Tugend, ein Zeugnis von intellektuellem Niveau, mit rhetorischer Fertigkeit eloquent meine ehrliche Absicht zu verschleiern, um meine Interessen durchzusetzen. Unser Geist hat ja das Potenzial zu lernen, um Kommunikation zielgerichtet anzuwenden, um sich auf der Bühne von Haben und Sein erfolgreich darzustellen. Es ist ein erhebendes und lebendiges Gefühl für mein können und wirken beachtet, anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Ein Gefühl, dass mich Selbstbewusst macht, und mich befähigt, mich in Auseinandersetzungen zu rechtfertigen, Kritik, Anklagen und Schuldzuweisungen zurückzuweisen, mich im Recht zu glauben, die Schuld auf andere zu projizieren, meinen Anteil zu verleugnen, um mein mir erdachtes Selbstbild nicht in Frage zu stellen.

Mich hat dieser Lebensabschnitt jedoch nicht erfüllt und glücklich gemacht. Was mich glücklich macht, und das liegt nach meinem Verständnis in der Natur eines jeden Menschen, ist die Nähe die uns miteinander verbindet. Nähe, die durch Vertrauen füreinander entsteht, durch Offenheit und Ehrlichkeit, und dem anerkennen der eigenen Unvollkommenheit. Vertrauen ist das stärkste Band das Menschen vereint. Entsprechend groß ist die Verletzung, wenn Vertrauen verraten wird. Wir haben alle gelernt, dass lügen unredlich ist, auch wenn wir wissen, dass in der Welt da draußen, in Politik und Wirtschaft gelogen wird, dass sich die Balken biegen.

Aber darum geht es mir hier nicht. Ich habe lange Zeit meines Lebens Gefühle in Form von Wut, Enttäuschung, Neid, Scham und Traurigkeit, die Angst vor Ablehnung und Zurückweißung, Angst zu versagen, oder wertende und urteilende Gedanken über andere unterdrückt. Habs mit mir ausgemacht, war bemüht keine Schwäche zu zeigen, vermied mich unangenehmen Auseinandersetzungen zu stellen. Wie oft habe ich Ja gesagt, auch wenn in mir ein Nein war, wollte geachtet, anerkannt, und richtig sein für andere. Ich habe zurückgehalten, mich meist nicht getraut, mich den betreffenden Menschen zu öffnen, mich zeigen was in mir vor geht, hatte nicht den Mut zu mir zu stehen, authentisch und echt zu sein. Ich habe mir, meinen Gefühlen, meiner Wahrnehmung und meiner Schöpfernatur, meinem Selbst nicht vertraut. So kreierte sich Anpassung als Überlebensstrategie, die mich in der Reife meiner Entwicklung in eine Lebenskrise geführt hat, in der sich die Botschaft offenbarte entgegen meiner eigenen Wahrheit zu leben. Weil anpassen, die eigenen Gefühle, die eigene Meinung zurück halten, ein Bild von mir vermittelt, das mit meiner wirklichen Identität, der Wesenheit in mir, mit all meinen Prägungen und Muster nicht übereinstimmt.

Das hat in manchen meiner Beziehungen und Freundschafften, insbesondere meiner Liebesbeziehungen zur Distanz, und letztendlich auch zu Trennungen geführt,weil ich das vermeintliche Ideal, das ich von mir zeigen wollte Dauerhaft nicht aufrechterhalten konnte. Schon alleine deswegen nicht, weil ich meine eigene Selbstachtung verrate, wenn ich meine eigenen Werte, Wünsche und Bedürfnisse missachte, um zu gefallen. Wenn mein Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, wenn der Ruf meines Herzens, meine Sehnsucht, dafür geachtet, geschätzt und geliebt zu sein, wie es mein Naturell entspricht leugne und unterdrücke, richte ich gegen mich selbst.

Wer hat vor einem Menschen dauerhaft Respekt, der sich anpasst um zu gefallen, der sich hinter einer Maske versteckt, und nicht die Eier in der Hose hat original zu sein. Wie vielen Masken begegnen wir täglich, mit freundlichen Gesichter, und gestylten Fassaden, wieviel Schein siehst du jeden Tag wenn du genau hinschaust, und was macht das mit dir, mit deinem Vertrauen. Zurückhaltung ist aus meinem Erleben ein arglistiger Schatten der Ehrlichkeit, und führt zu den größten menschlichen Enttäuschungen, wenn ich irgendwann erkenne, dass ein mir nahestehender und vertrauter Mensch ein ganz anderer ist, als er vorzugeben scheint.

Es ist kein einfacher Weg, auch keiner der sich mit einer bewussten Entscheidung auf sein Herz zu hören offenbart. Es ist ein Weg der Mut erfordert, sich quasi Nackt und verletzlich zu zeigen, in das tieferliegende Innere deines Wesens blicken zu lassen, die Verantwortung für das erleben der eigenen Wirklichkeit zu übernehmen. Ein sich selbst kennenlernen, wie oft wir auch zweifeln und fallen, den Glauben an unsere Einmaligkeit, unsere Schönheit zu bewahren, unser Potenzial zu entdecken und zu entfalten, das in jedem von uns steckt. Ich bin nicht Opfer der Umstände. Es ist meine Verantwortung, mein Auftrag aus meinem Leben das zu machen, um mich wohl und richtig darin zu fühlen. Es ist ein Akt von Selbstliebe, ein Geschenk für mich, ein Geschenk für die Menschen die mir vertrauen, mich wertschätzen und lieben, gerade weil ich so bin wie ich bin, wenn ich ihnen ehrlich und aufrichtig mit offenen Herzen begegne.

Auch wenn ich sicher noch weit von meinem gewünschten Ideal entfernt bin, ist das meine Ausrichtung, meine Vision auf die ich meine Aufmerksamkeit richten will. Das ist mein Beitrag für den Frieden, den ich mir, und der Welt in der ich lebe wünsche.