Im Herbst fallen draußen die Blätter zu Boden, lassen los und sinken auf die Erde, ganz ohne Widerstand, ohne Angst vor Tod oder Sterben. Vom Wind werden sie gepflückt, oder von der Schwerkraft leise heimgerufen, um am Boden sich langsam aufzulösen und einzugehen in den großen Kreislauf. Sie haben ihre Aufgabe im Zyklus eines Jahres erfüllt und erfüllen jetzt weiter ihren Daseinszweck, indem sie Humus werden für neues Leben. Teil sein des Mysteriums vom Leben und Sterben.

Damit etwas heil und ganz werden kann, muss etwas sterben. Dieses Prinzip des All-Eins-sein ist allgegenwärtig, wenn Mann dafür Herz und Augen öffnet. Der Archetyp Heiler oder Magier, nach C.G. Jung repräsentiert den Mystiker in unserer rationalen Welt, und ist sich seiner Schöpferkraft im großen Spiel des Lebens bewusst.

 Den Heiler aus archetypischer Sicht zu beschreiben, ist hier jedoch nicht die Intention. Es geht um den Heiler als Mann, der sich mit dem Leben verbunden fühlt. Ich möchte über die Qualitäten eines Heilers schreiben, die ich vor einigen Jahren in einen über zwei Jahre andauernden Ausbildungszyklus zum anatomisch-spirituellen Heiler kennengelernt habe.

In diesem Seminar wurde ich das erste Mal mit der These des All Eins sein konfrontiert. Alles ist mit allem verbunden. Ich glaube auch soweit verstehen zu können, dass im Sinne der Schöpfung alles (nur) Energie ist. Also sind wir Menschen eine von Abermillionen/Milliarden von Organismen auf einem Planeten den wir Erde nennen, der ebenfalls einer von Abermillionen/Milliarden Organismen, Energiebündel im Universum ist. Alles ist mit allem verbunden, eine für uns unvorstellbare Unendlichkeit, zu der der Heiler Zugang findet.

Aber was wissen wir wirklich über das mystische unserer Existenz, schaut man sich die Evolution im Zeitraffer an. Alles Leben ist folglich Energie. Energie wandelt und transformiert sich. Es kommt nichts hinzu und es wird nichts genommen, es ändert und wandelt sich lediglich wie vorgesehen behauptete Nostradamus. 

Anhand unserer technischen Entwicklungs-, und Forschungserfolge sehen wir uns als geniales Wesen, das neben seiner körperlich-, anatomisch-, organischen Grundausstattung ein geistig dynamisches Wachstumspotenzial hat, das sich stetig weiterentwickelt. Wir sind fähig zu lernen, uns mitzuteilen, uns zu verständigen, Begrifflichkeiten und deren Bedeutungen, die sich in der menschlichen Entwicklung kreiert haben, in Sprache zu konvertieren, damit wir es mit unserem Verstand erfassen und uns mitteilen können.

Mit unserem Wissen, unserer Intelligenz, unseren Fähigkeiten, die es uns heute ermöglicht die Existenz allen Lebens zu entschlüsseln, nutzen wir offenbar doch nur ein Bruchteil unseres Bewusstseins.

 Für viele ist Gott ein göttliches Wesen im Himmel das unsere Geschicke lenkt, für andere ist das göttliche eine erhabene, erleuchtete Wesenheit, die Schöpfung, das Universum in jedem von uns, das um die Verbundenheit mit allem Leben weiß. Doch eine weitere menschliche „Qualität“, unser Ego, das die Dynamik des Lebens vorantreibt, und somit die Suche, den Glauben, die Zweifel, die Leidenschaft

unseres Daseins bestimmt. Jeder hat sein eigenes, einmalig geformtes Weltbild, mit dem universellen Wunsch, dem offensichtlichen Grundbedürfnis an etwas zu glauben, das seiner Existenz einen Sinn und eine Berechtigung gibt.

Wir haben einen Körper mit unglaublichen Fähigkeiten. Unser Körper besteht aus 100 Billionen Zellen. Jede Zelle ist ein eigenes Universum. Eine unvorstellbare Dimension, ein unvorstellbares Potenzial, und doch sind wir nicht vollkommen, weil es nichts Vollkommenes gibt, weil vollkommenes ja endlich wäre, und somit stirbt. Also ist das menschliche Leben in jeder Entwicklungsstufe ein Prozess bis zur vollkommenen Auflösung mit dem All-Eins-sein, einem Stadium in dem wir in dieser, uns bekannten Form wohl nicht mehr existieren. Also quasi verwoben sind mit der Schöpfung. Wie das Blatt eines Baumes im Herbst zu Boden schwebt, und zu Humus wird, losgelöst vom Zweig eines Baumes, den es ja bereits seit Abermillionen von Jahren auf diesem Planeten gibt. Sinnbildlich ein Zustand von Gleichmut, vollkommener Hingabe, losgelöst von allen Anhaftungen, Gleichmütig durch die Gezeiten Jahresring um Jahresring zulegt, in seinen Ästen Vögel eine Heimat bietet, sich vom Blitz nen Arm abhacken, sich umarmen und sich anpinkeln lässt, irgendwann aufhört zu leben, umfällt und zu Humus für neues Leben wird. Ein scheinbar perfekter Kreislauf im All-Eins-eins. 

Mein Vermögen reicht jedoch nicht aus, mir diesen Zustand als erstrebenswert vorzustellen. 

Das sind meine freien und losgelöste Gedanken und Fantasien zum Heiler. Eine unendliche Geschichte, die mich interessiert und gleichermaßen fasziniert.

Sokrates sagt, ich weiß, dass ich nichts weiß. Dem schließe ich mich an.

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